Klostergärten haben in der christlichen Kulturgeschichte eine lange Tradition; Bibelgärten hingegen sind ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. Es sind Außenanlagen, in denen mithilfe von Pflanzen der Bibel, Pflanzen aus christlicher Namenstradition und symbolischen Elementen biblische Texte und Themen in Szene gesetzt werden. Deshalb bilden kirchliche Institutionen die größte Trägergruppe der deutschlandweit über einhundert und weltweit über fünfhundert Bibelgärten. Katrin Stückrath hat 26 Bibelgärten von evangelischen und katholischen Kirchengemeinden untersucht. Ihr Ziel ist es, Bibelgärten entstehungsgeschichtlich zu erklären, sie methodisch hinsichtlich ihrer Gestalt und Funktion zu beschreiben und zu analysieren sowie aus historischer, kulturtheoretischer und theologischer Perspektive zu erforschen. Sie inventarisierte die Gärten und befragte die Gartengestalter hinsichtlich ihrer Intentionen, von denen didaktische Ziele (Bibel-, Schöpfungs- und Symboldidaktik) die wichtigsten ausmachen. Sie konnte Bibelgärten jedoch nicht auf eine Funktion reduzieren, wie sie durch die Analysen zu den Resonanzen der Besucher auf Bibelgärten und zu den vielfältigen realen Nutzungsformen von Bibelgärten zeigen konnte.Untersuchungen zu ideengeschichtlichen Vorläufern von Bibelgärten in der Geschichte der Gartenkunst und zur Geschichte der theologischen Identifizierung von Pflanzen der Bibel verorten Bibelgärten in der allgemeinen christlichen Geistesgeschichte. Kulturtheoretische, religionshermeneutische und theologische Überlegungen zu Gärten und Bibelgärten erweisen, dass Gärten auch für die Theologie einen interessanten Gegenstand darstellen.
Dr. Katrin Stückrath arbeitet als Pfarrerin in der Evangelischen Landeskirche von Westfalen.