Siebenkäs ist Jean Pauls dritter größerer Roman. Er erschien erstmals 1796/97 in drei Bänden (D1) und enthielt in vieler Hinsicht Neues: Es ist der erste große Eheroman der deutschen Literatur und führt mit dem Figurenpaar Siebenkäs / Leibgeber auch die ersten Doppeltgänger ein. Die Geschichte des titelgebenden Helden, Firmian Stanislaus Siebenkäs, besteht aus zwei Teilen, die durch den Wendepunkt seines Scheintodes miteinander verknüpft sind. Dieser ermöglicht die Auferstehung des Armenadvokaten noch zu dessen Lebzeiten und erlöst ihn damit aus der Enge seiner Ehe und aus den beschränkten Verhältnissen der fiktiven Kleinstadt Kuhschnappel. In der Gegenwelt von Fantaisie, einer nahe Bayreuth gelegenen Parklandschaft, findet er in der Figur der Natalie eine Seelenverwandte - ebenso wie seine in Kuhschnappel verbliebene Witwe Lenette im Schulrat Stiefel. Doch ist das neue Glück nur von kurzer Dauer: Lenette stirbt wenig später im Kindbett und Siebenkäs' weiteres Schicksal bleibt ambivalent. Dies gilt auch für die 1818 erschienene, umgearbeitete und um einen Band erweiterte zweite Auflage des Romans (D2), die bisher als Grundlage nahezu aller späteren Ausgaben diente.
Die Siebenkäs-Edition in der Ausgabe Jean Paul: Werke stellt nun die beiden von Jean Paul autorisierten Druckfassungen (inklusive aller weiteren rahmenden und flankierenden Texte, darunter ein so berühmter wie die Rede des todten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sey) einander vergleichend gegenüber. Leitdruck ist dabei jeweils die frühere Fassung D1. Zusätzlich werden sämtliche Abweichungen der beiden Drucke in zwei Variantenapparaten verzeichnet. So wird die Arbeit des Autors am Text unmittelbar nachvollziehbar. Die Erratalisten Jean Pauls, die Emendationen der Editorin und nicht zuletzt die bislang unbekannten Presskorrekturen von D1 werden im Kommentarband nachgewiesen. Dieser umfasst außerdem die Edition der unveröffentlichten handschriftlichen Vorarbeiten zu den beiden Auflagen des Romans sowie einen genetischen Stellenkommentar.