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Fürst Nikolaus von Toska stand am Fenster seines Arbeitszimmers und sah versonnen auf das idyllische Städtchen hinunter, das sich an den Fuß des Berges schmiegte, auf dem sich die Burg Toska erhob. Früher war es nur ein kleines Dorf gewesen, doch im Laufe der Zeit hatten sich dort immer mehr Menschen angesiedelt. Zur Zeit der Raubritter und Eroberungskriege suchte das Volk Zuflucht in der wehrhaften Festung, die mit dem stattlichen Burgfried, den soliden Mauern und den Wehrgängen nur schwer einzunehmen war. Heute bot die Burg zwar gegen die moderne Kriegsführung keinen Schutz mehr. Aber trotzdem lebten die Menschen gern im Schatten des noch immer imposanten Gemäuers, das tapfer dem Zahn der Zeit trotzte. Der Fürst seufzte. Leider trat sein einziger Sohn so gar nicht in seine Fußstapfen. Prinz Janko war ein Mann mit vielen Gesichtern. Er war hochintelligent, von großem Ernst und hatte das schwierige Studium der Wirtschaftswissenschaft mit Bravour gemeistert, war in Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft bewandert, was ihn als würdigen Nachfolger auf den Fürstentitel auszeichnete. Aber in seinen Adern floss auch das heiße Blut der Magyaren, denen sie entstammten. So nahm der Prinz lieber an Reitturnieren teil oder übte sich im Fechten, statt hinterm Schreibtisch zu sitzen und die Nase in die Bücher zu stecken. Trotz seiner einunddreißig Jahre war Prinz Janko noch Junggeselle und dachte auch nicht daran, diesen Status zu ändern. Er stürzte sich lieber in amouröse Abenteuer, statt sich nach der Dame seines Herzens umzusehen, wollte das Leben genießen, bevor er sich den Zwängen und Verpflichtungen seines Standes unterordnete. Den fünfundsiebzigjährigen Vater wähnte er rüstig genug, um das Fürstenhaus noch eine Weile zu repräsentieren und die Familiengeschäfte zu führen. Der Fürst stöhnte leise. Er sehnte sich nach Ruhe, nach fröhlichem Kinderlachen in dem ehrwürdigen alten Gemäuer, in dem eine lähmende Stille herrschte, seit seine geliebte Frau Maria und die gerade mal fünfundzwanzig Jahre alte Tochter Marietta von ihm gegangen waren. Ein Autounfall hatte beide vor knapp sechs Jahren aus dem Leben gerissen. Verstohlen strich Fürst Nikolaus über seine feuchten Augen. Noch heute konnte er den Verlust nicht verwinden. Er hatte mit der vierzehn Jahre jüngeren Maria eine wundervolle Ehe geführt, und sein Nesthäkchen war sein ein und alles gewesen.