Im Buch der Fragen steht die Liebesbeziehung zweier Juden im Zentrum, Yukel und Sarah, die während des Holocaust deportiert werden. Ihre Geschichte zeichnet sich in einem komplex-schillernden Mosaik aus Kommentaren, Erzählpassagen, Monologen, Dialogen und Aphorismen ab. Sie kennen nur eine eindringliche Grundbedingung: Die einzig richtige Antwort auf eine Frage ist eine weitere Frage.
Als ein »Buch des Eingedenkens« hat Jabès dieses Werk bezeichnet. Es ergründet unentrinnbare Themen: das Sehen, das Wort, Gott, Freiheit, den eigenen Willen und den Tod. Jabès lässt imaginäre Rabbiner darauf eingehen und stellt die jüdische Tradition den grausamen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts entgegen: »Aus einer einfachen und trauervollen Idylle steigt ein Liebeslied auf, das ein Lied der Hoffnung ist, trotz allem. Das Lied hat das Ziel, uns beiwohnen zu lassen: der Geburt des Wortes und, in einer überwirklichen Dimension, einer Erhöhung der Leidensschwelle, dargestellt von einer verfolgten Gemeinschaft, deren Klage ihre Märtyrer von Zeitalter zu Zeitalter neu erheben.«
Jabès studierte in den Dreißigerjahren in Paris und stand zu dieser Zeit den Anhängern des Surrealismus nahe - trat der Gruppierung jedoch nie bei. Er bestand darauf, allein verantwortlich für sein Schreiben zu sein. Er empfand das Risiko als essenzielle Dimension des Schriftstellerdaseins. Die Motive Heimat und Sehnsucht durchziehen sein gesamtes Werk wie ein unsichtbarer roter Faden.