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Die Bundesregierung ist verpflichtet, in jeder Legislaturperiode dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat einen "Bericht über die Lage junger Menschen und die Bestrebungen und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe" vorzulegen. Im November 2020 wurde der von einer unabhängigen Kommission interdisziplinärer Expert*innen erarbeitete Bericht zum Thema "Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter" der Öffentlichkeit vorgestellt. Auf fast 700 Seiten bietet der Bericht einen systematischen, empirisch untermauerten, umfassenden Bericht zur politischen Bildung junger Menschen. Im Fokus stehen in biographischer Perspektive die Räume politischer Sozialisation und Bildung von Kindern und Jugendlichen und die vielfältigen Handlungsfelder politischer Bildung. Analysiert werden Rahmenbedingungen, Strukturen und konzeptionellen Orientierungen und es wird versucht, grundlegende Begriffe – Demokratie, Politik, politische Bildung, Demokratiebildung – zu klären. Der Bericht nennt Herausforderungen, markiert Defizite und Desiderate und mündet in einen umfangreichen Katalog an Empfehlungen für Praxis, Wissenschaft und Politik. Die Tatsache, dass der Kinder- und Jugendbericht diesem Thema gewidmet ist, sollte zunächst als eine Anerkennung und Würdigung der vielfältigen Akteure, Einrichtungen, Initiativen und Verbände verstanden werden. Diese engagieren sich seit Jahren für die politische Bildung junger Menschen und Jugendlicher und unterstützen diese im Prozess zu politisch handlungsfähigen, demokratischen Persönlichkeiten. Weiter setzen sie sich für eine auf Grund- und Menschenrechten basierende Weiterentwicklung der Demokratie zu einer inklusiven und gerechten Gesellschaft ein. Der Auftrag an die Kommission kann jedoch auch als Aussage über aktuelle Debatten um Demokratie, gesellschaftliche Konflikte, über Hindernisse gerechter Teilhabe, über Mechanismen von Ausgrenzung und Prozesse der Diskriminierung gelesen werden. Diese Ausgabe des Journal will dazu beitragen, die Fachöffentlichkeit mit Erkenntnissen des Berichts näher bekannt zu machen. In Hinblick auf die vielschichtigen Analysen und Resultate des Werks, die in einer Ausgabe der Zeitschrift nicht adäquat berücksichtigt werden können, hat sich die Redaktion entschieden, den Bericht primär aus der Perspektive der organisierten außerschulischen politischen Jugendbildung in den Blick zu nehmen. Ein interessanter Aspekt des Berichts ist, dass politische Bildung in der gesamten Kindheit und Jugend stattfindet. Diese These scheint auf einem Zusammenwirken von informeller (Familie, Medien, Alltag), formaler (in Schule und Unterricht) und non-formaler politischer Bildung (Handlungsfelder der Kinder- und Jugendarbeit) zu basieren, das in eine politische Selbstpositionierung junger Menschen mündet. Im Kapitel zur Kinder- und Jugendarbeit wird dann zwischen konzeptionell geplanter, situativer und politischer Bildung im Kontext von Selbstorganisationsprozessen differenziert. Nun wird im Bericht nicht genauer definiert, was Kriterien für eine konzeptionell geplante politische Bildung sein können. Diese Unterscheidung könnte man zwar heuristisch verstehen, doch sie kann auch als Schritt auf dem Weg einer Erosion des bewährten Raums einer organisierten, außerschulischen politischen Jugendbildung gelesen werden.