Die um 1000 im Kloster St. Gallen entstandene Übersetzung der spätantiken Allegorie von der Hochzeit Merkurs und der Philologie ins Althochdeutsche ist ein Paradebeispiel für die frühmittelalterliche Eingliederung profaner, poetischer Stoffe in ein christliches Weltbild. Gegenstand des ersten Bandes ist die Untersuchung von Notkers Übersetzungsmethoden, pädagogischen Zielen und literaturgeschichtlichem Kontext. Eine eingehende Sichtung der lateinischen Glossen und Kommentare zu Martianus erlaubt eine neue Beurteilung der Vorlagensituation und von Notkers Verfahrensweise bei der Verarbeitung seiner Vorlagen. Die individuelle Dechiffrierung der den Ausgangstext charakterisierenden kosmologischen und mythisch-allegorischen Elemente vor dem Hintergrund zeitgenössischer quadrivialer Bildung und christlicher exegetischer Interpretationstechniken findet besondere Beachtung.
Die erste Hälfte des Übersetzungstextes ist im zweiten Band eingehend aufgearbeitet. Die ursprünglich lateinischen und althochdeutschen Textpassagen sind - in neuhochdeutscher Übersetzung - einander synoptisch gegenübergestellt. Jede Erweiterung über den lateinischen Ausgangstext hinaus ist als solche gekennzeichnet sowie in ihrer Herkunft klassifiziert. Der Leser erhält so einen sofortigen Überblick über die Grade der Erläuterungsbedürftigkeit des spätantiken Prosimetrums und die Intensität von Notkers Auslegungsbemühungen. Die Übersetzung wird ergänzt durch einen sprach- und literaturwissenschaftlichen Kommentar, der jene Passagen erläutert, an denen Umdeutungen und Verständnisfehler zu beobachten sind, und auf Fragen der Semantik, Lexik, Wortbildung und Syntax eingeht. Wort-, Stellen- und Sachregister erschließen die Arbeit.