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Die Neuerfindung des Pragmatismus ist das erste von zwei Büchern, in denen Joseph Margolis die die philosophische Diskussion der letzten Jahrzehnte dominierenden Strömungen auf den Begriff zu bringen versucht. 'Wir sind Zeugen einer Entwicklung, bei der das Fließende allmählich die Oberhand über das Feste gewinnt; die logische Informalität über die falsche Präzision; kontingente Geschichten über notwendige Wahrheiten; behelfsmäßige Vermutungen über die Erste Philosophie; miteinander verkettete Erkenntnisbrocken über die kosmische Ordnung; erlebte Heterogenität über apriorische Einheit. Der eigentliche rote Faden ist der Wettkampf zwischen Pragmatismus und Naturalismus, bei dem man sich hauptsächlich mit der Frage herumschlägt, welche Bedeutung dem Realismus zu Beginn des neuen Jahrhunderts zukommen soll.'Wie Margolis in dieser mitunter polemischen, aber stets verständnisvollen Darstellung schreibt, ist es erstaunlich, daß der Pragmatismus überhaupt am Leben ist, und zwar schon zum zweiten Mal. Allerdings geht es in diesem zweiten, neu erfundenen Leben bloß zum Teil um die Rückbesinnung auf das Denken der Klassiker Peirce, James und Dewey.Besonders lebendig wirkt das zweite Dasein des Pragmatismus durch den Streit zwischen seinen Protagonisten: Hilary Putnam und Richard Rorty. Dabei mag es zwar vordergründig um die 'richtige', das Erbe der Klassiker am besten bewahrende Deutung ihrer Gedanken gehen, doch in Wirklichkeit steht das Fortleben der analytischen Philosophie auf dem Spiel. Gerade in der Zuspitzung auf die scheinbar abwegige Frage nach der wahrhaft pragmatistischen Konzeption des analytischen Philosophierens können sich dessen neueste Tendenzen - klassische Analyse, Naturalismus und Postmoderne - besonders deutlich entfalten und eine Sprengkraft gewinnen, die eine Neubestimmung nachgerade zu erzwingen scheint.In einem Prolog und fünf Kapiteln gibt Margolis einen Überblick über das zweite Leben des Pragmatismus, das vor dem Hintergrund der aus wechselnder Perspektive angesprochenen Grundthemen der Klassiker in der lang anhaltenden Auseinandersetzung zwischen Putnam und Rorty (unter spröder Mitwirkung Davidsons) seinen Höhepunkt findet. Dabei versäumt Margolis es nicht, die immer wieder aufbrechenden Wunden der häufig verkannten cartesianischen Probleme ebenso herauszustreichen wie die völlig unerledigten Desiderate des klassischen Pragmatismus.Der nicht überwundene Cartesianismus verlangt, wie Margolis überzeugend darlegt, eine neue Antwort auf die Frage nach der hilfreichsten Interpretation des Realismus, die aus der Philosophiegeschichte und vor allem aus konstruktivistischen Ansätzen zu lernen vermag. Dem neu erfundenen zweiten Pragmatismus kann man entnehmen, was uns fehlt - nämlich eine in ganz neuem Sinn pragmatistische Frage nach dem Verhältnis zwischen Natur und Kultur. Um diese Frage fruchtbar zu artikulieren und womöglich zu beantworten, muß sich der Pragmatismus, wie Margolis nahelegt, wohl noch einmal erfinden und ein drittes Leben wagen.