Der Pietismus schuf eine ausgeprägte Kommunikationskultur, die mit der Erbauungszeitschrift eine ebenso typische wie erfolgreiche Erscheinungsform hervorbrachte. Er bediente sich souverän des damals modernen Mediums Zeitschrift und nutzte es, um die 'überregionale Gemeinschaft' der Pietisten auch nach der Gründungsphase fortzuführen und zu stabilisieren. Die Erbauungszeitschrift "Sammlung Auserlesener Materien zum Bau des Reichs Gottes" (1730-1760) wirkte hinein in die pietistischen Konventikel. Sie war Ausdruck der pietistischen Eigenkultur, die sich nach der Gründungsphase des Pietismus weiter entwickelte. Diese Erbauungszeitschrift war wesentlich beteiligt an der 'pietistischen Öffentlichkeit', wie sie auch einen Bestandteil der allgemeinen Konjunktur des Zeitschriftenwesens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts darstellt. Sie sprach nicht primär Gelehrte an, und ebenfalls wollte sie nicht wie die Moralischen Wochenschriften bürgerliche Tugenden wie Ökonomie und Vernunft fördern. Vielmehr zielte sie auf die Glaubensstärkung der Wiedergeborenen. Die Erbauungszeitschrift war durch ein durchgängiges inhaltliches Muster bestimmt. Rezensionen und Nachrichten waren darin dominierend, in etlichem Abstand gefolgt von erbaulichen Briefen, erbaulichen Betrachtungen und Biographien. Die "Sammlung Auserlesener Materien" war tragender Bestandteil eines pietistischen Kommunikationsnetzes, das schon im frühen Pietismus angelegt war und weit über die Grenzen des Reiches hinausging.

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