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Wann fängt das Deutsche an? Wie entstand es? In der Forschung ist man sich weitgehend einig, dass die Entstehung des Deutschen in die Zeit fällt, die man in der Sprachgeschichtsschreibung als althochdeutsch bezeichnet und die etwa vom 8. bis zum 11. Jahrhundert reichte. Doch ist diese Festlegung nicht ganz unproblematisch, weil es "das Deutsche" damals genau genommen noch gar nicht gab, sondern eher eine Reihe von germanischen "Stammesdialekten", die unter der zeitgenössischen Bezeichnung "lingua theodisca" zusammengefasst werden könnten. Der Sammelband versucht in die verschlungenen Pfade der Entstehung des Deutschen in seiner frühmittelalterlichen Phase Licht zu bringen. Zahlreiche Gelehrte aus ganz Europa äußern sich zu der Fragestellung aus der Perspektive ihres speziellen Forschungsgebietes. Den geeigneten Anlass, die Entstehung des Deutschen durch die Experten beleuchten und diskutieren zu lassen, bietet der 60. Geburtstag von Heinrich Tiefenbach. Der Regensburger Germanist ist einer der prominentesten Vertreter der Erforschung des Althochdeutschen und des Altniederdeutschen, der handschriftlichen Quellen, der Namenwelten und der Wortschätze dieser Sprachperiode. Im Einklang mit den Forschungsschwerpunkten des Geehrten enthält der Sammelband nicht nur Beiträge zum Althochdeutschen, sondern auch zum Altsächsischen und zum Altniederländischen. Als wichtige Träger der frühen Überlieferung des Deutschen werden Glossare und Glossen in mehreren Beiträgen thematisiert. Einen erheblichen Anteil an der im Sammelband diskutierten Kernfrage hat auch die Untersuchung von Personen- und Ortsnamen. Von den Quellentexten finden Beachtung die Benediktinerregel, Isidor- und Tatianübersetzung und die Lex Salica. Notker Labeo wird mit dem Computer in Verbindung gebracht. Die Lautverschiebung wird der Fragestellung ebenso unterzogen wie die althochdeutsche "Sprachkultur". Nicht minder wichtig sind die Blicke mehrerer Beiträger auf das "Vorfeld" des Althoch- und Altniederdeutschen. Der Band enthält eine Bibliographie der zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen von Heinrich Tiefenbach.Inhalt:Vorwort der Herausgeber. - R. Bergmann: Das Geräteglossar im Clm 13090. - H. Eilers: Die Satzsyntax in der althochdeutschen Isidorübersetzung im Vergleich zur lateinischen Vorlage. - E. S. Firchow/R. Hotchkiss. Notker Labeo's Oeuvre and the Computer: Description of a Long-Time Editorial Project. - D. Geuenich: "Deutsche" Namen vor der Entstehung des Deutschen? - E. Glaser: Althochdeutsche Griffelglossen: Forschungsstand und Neufunde. - A. Greule: Über die Anfänge deutscher Sprachkultur und Sprachkultivierung. - R. Gusmani: Graphematische Überlegungen zur hochdeutschen Lautverschiebung. - W. Haubrichs: Eine neue Wormser Inschrift des 5. Jahrhunderts und die frühen Personennamen auf germ. *thewaz 'Diener'. - E. Hellgardt: Die Heliand-Vorreden. Text, Übersetzung, Kommentar und Bibliographie. - P. Hessmann: Zu den spätmittelalterlichen Personennamen im östlichen Westfalen. - T. Klein: Im Vorfeld des Althochdeutschen und Altsächsischen. - P. Lendinara: Old High German niunouga 'lamprey' and the glosses in a manuscript of the Quid suum virtutis. - A. Masser: Der Übersetzer der althochdeutschen Benediktinerregel. - C. Moulin: Work in Progress. Zu einem Würzburger Bibelglossar (Würzburg UB, M. p. th. f. 3). - A. Quak: Zum Reflex von /j/ in unbetonten Silben im Altniederländischen. - I. Reiffenstein: Hallein - Salina nostra. Zur Semantik des Diminutivs. - J. Riecke: Texttraditionen frühmittelalterlicher Fachprosa. - H. U. Schmid: Die Pariser Tatian-Zitate - Edition, Analysen, Überlegungen. - R. Schmidt-Wiegand: Der sermo rusticus und die Lex Salica. - F. Simmler: Methodische Grundlagen zur Ermittlung von Gesamtsatzstrukturen, ihrer Teilsatzanzahl und ihrer Abhängigkeitsbeziehungen in der lateinisch-althochdeutschen Tatianbilingue. - S. Stricker: Die althochdeutsche Glossierung von Priscian, Institutio de arte grammatica. Merkmale einer Sachtextglossierung