Die Studie untersucht, welche Funktion der Rückgriff auf die messianische Tradition des Judentums bei deutsch-jüdischen Intellektuellen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts hat. Messianische Denkfiguren spielen eine wichtige Rolle im jüdischen Identitätsdiskurs. Sie werden darüber hinaus für allgemeine kulturwissenschaftliche Theoriebildungen produktiv gemacht, insbesondere für die Sprach- und Geschichtsphilosophie sowie für den theologisch-politischen Komplex. Dabei säkularisieren die berücksichtigten Autoren (Benjamin, Bloch, Broch, Buber, Landauer, Rosenzweig, Scholem) alle den jüdischen Messianismus auf die eine oder andere Weise, so dass aus dem Messias etwas "Messianisches" wird. Das heißt aber, dass man es bei den Figuren des Messianischen nicht nur mit Denkfiguren, sondern auch mit rhetorischen Figuren bzw. Tropen zu tun hat, die von verschiedenen Konstellationen von Sakralität und Säkularität in der Moderne zeugen. Spannungen zwischen Säkularem und Sakralem, aber auch zwischen kultureller Partikularität und Universalität gehören zur modernen Adaption des jüdischen Messianismus genauso wie die Möglichkeit eines dialektischen Umschlags von Kritik in Affirmation von Gewalt.