Robert Schindel erzählt in »Gebürtig« aus der Gegenwart der achtziger Jahre über jene Befangenheiten und Verstrickungen in Scham und Lüge, die sich als »gläserne Wand« immer wieder aufs neue zwischen die unsere Jahrhundertkatastrophe überlebenden Juden und die nachgewachsenen deutsch-österreichischen Nichtjuden schiebt. In den 'brodelnden Gebürtigkeiten' der Wiener Beisel-Boheme und des Kaffeehausmilieus, wo jüdisches Herkommen und nichtjüdischer Freundeskreis sich verstricken, ist das ungleiche Zwillingsbruderpaar Demant zu Hause. Mal handelnd, mal kommentierend und notierend, treiben Danny, der Lektor, und Alexander, genannt 'Graffito', zwischen Wien und Venedig, Frankfurt, Hamburg und New York, München und Freiburg das Romangeschehen weiter. »Gebürtig« ist aus dem gelebten Wissen entstanden, daß aus den Tätern und Opfern von damals im Gang der Geschichte und der Generationen Täter-Kinder und Opfer-Kinder geworden sind - gemeinsame Opfer einer niemals vergehenden Vergangenheit.