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\"Die Kunstgeschichte steht nun zurzeit an einem wichtigen Wendepunkt. Denn das, was früher so hieß, war eigentlich Künstlergeschichte. Man erzählte die Biographien der Meister, reihte ihre Werke aneinander, bedachte jeden einzelnen mit einer mehr oder weniger zutreffenden Charakteristik. Doch von dem, was der Ausgangspunkt aller kunstgeschichtlichen Betrachtungen sein sollte, war nur selten die Rede: ich meine von den großen Stilwandlungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte vollziehen. Was nennen wir Stil? In der Kunst ist Stil das nämliche, was im Leben die Mode ist: jenes allmächtige Etwas, das sämtlichen Erzeugnissen einer Zeit den Stempel aufprägt. Man kann von jedem Hut und jedem Frack mit ziemlicher Sicherheit sagen, wann sie getragen wurden. Ganz ebenso hat jedes Bild seinen Taufschein. Alles ist auf die gleiche Note gestimmt, was innerhalb der gleichen Geschmacksphase im Süden wie im Norden entsteht. Freilich vergeht eine gewisse Zeit, bis ein Hutmodell, das in Paris kreiert wird, in die Provinz gelangt. Ebenso kommen neue Stilformen in den verschiedenen Ländern nicht ganz gleichzeitig, sondern da früher, dort später zur Herrschaft. Ja, gewisse Hüte, die in Paris getragen werden, sind anderwärts überhaupt nicht möglich.\" [...] Richard Muther geht in dem ersten Band seiner Reihe über die Geschichte der Malerei ausführlich auf die italienische Malerei des Mittelalters, die Tafelmalerei, Giotto, die Freskomalerei, bis zu Bellini, Leonardo da Vinci, Tizian, Michelangelo und Raffael ein. Er beschreibt die Zeit bis zum Ende der Renaissance anschaulich und sehr detailreich. Illustriert mit über 500 Abbildungen nach Gemälden und Skizzen. Der Verlag der Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter und unbekannter wissenschaftlicher Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise längst nicht mehr verlegte Werke wieder zugängig gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1912.