Die vorliegende Arbeit ist eine Pionierarbeit. Dem kommunistischen Herrschaftssystem Albaniens (mit Blick auf seine Spätphase zwischen 1976 und 1985) nähert sie sich analytisch auf breiter Quellengrundlage differenziert, multiperspektivisch und theoretisch reflektiert. Das Buch geht der Frage nach, wie politische Herrschaft unter zum Teil beispiellosen Bedingungen in der Praxis vollzogen wurde und sich auf die Gesellschaft auswirkte. Gestützt auf interne Diskussionen der Regimeführung und deren Schriftverkehr mit untergeordneten Organen werden Praktiken, Überlegungen, Strategien, Denkstile und Wahrnehmungen parteistaatlicher Akteure durchleuchtet. Auf der Basis eines kulturgeschichtlichen Verständnisses von Herrschaft untersucht die Arbeit zudem alltägliche Praktiken, Verhaltensweisen, Wahrnehmungsweisen und Strategien, die die Menschen entwickelten, um sich in den gegebenen Bedingungen zurechtzufinden. Für einen bislang einzigartigen Einblick gerade auch in die ländlichen Lebenswelten und den dortigen herrschaftsgeprägten Alltag zieht Idrit Idrizi intensiv und methodisch versiert qualitative Interviews mit Überlebenden heran. Sie ermöglichen grundlegende Einsichten, die aus den überlieferten zeitgenössischen Akten heraus nicht gewonnen werden könnten.