Die Studie untersucht, wie im Parzival von Gott und Religion erzählt wird. Es geht um die Bedingungen, wie in einem höfischen Text überhaupt von Gott gesprochen werden kann. Grundsätzlich versteht sich die Arbeit als ein Beitrag zum multiperspektivischen Erzählkonzept des Parzival. Ihr zentrales Anliegen ist es, die konzeptionelle Verknüpfung von Literatur und Religion als konstitutives Element des Textes darzustellen.
Hierfür setzt die Studie mit der Entwicklung eines funktionalen Religionsbegriffs an: In Anlehnung an die systemtheoretischen Überlegungen Niklas Luhmanns wird nicht nur ein Zugang zu den das höfische Erzählen bestimmenden religiösen Strukturen geschaffen, sondern zugleich auch die Eigengesetzlichkeit des höfischen Erzählens in den Blick genommen. Der Gedanke der Vermittlung von Höfischem und Religiösen auf funktionaler und semantischer Ebene des erzählenden Textes steht dementsprechend im Mittelpunkt der Untersuchung.
Ein Ergebnis der Arbeit ist, dass nicht nur religiöse Muster mit höfischen Semantisierungen gefüllt werden, sondern eben auch umgekehrt das höfische Erzählen zu einem wesentlichen Teil durch Formen religiöser Kommunikation bestimmt ist.