Auf der Entenjagd macht der Conte di Barbaro einen seltsamen Fund: Im Schilf der Lagune hat sich ein Boot verfangen, und darin liegt ein junger Mann, nackt und scheinbar tot. Nach langer Zeit der Pflege erwacht er aus seiner Bewußtlosigkeit, an seine Herkunft kann er sich aber nicht erinnern. Nachdem ihn der Conte in seinem Palazzo aufgenommen hat, zeigt er eine bestechend genaue Beobachtungsgabe, die ihn zu einem genialen Maler und Zeichner werden lässt. Auch die junge Caterina Nardi, di Barbaros Nachbarin und seine heimliche Liebe, wird auf den schönen Fremden aufmerksam. Sie macht ihn nach ihrer Heirat mit di Barbaros jüngerem Bruder, der als venezianischer Gesandter in London tätig ist, zu ihrem ständigen Begleiter. So beginnt ein faszinierendes Kammerspiel, in dem Erotik und Malerei sich immer inniger durchdringen und zu einem berauschenden Fest der Sinne steigern.
In Hanns-Josef Ortheils Roman wird das Venedig des ausgehenden 18. Jahrhunderts mit seinen Palazzi und alten Dynastien, mit seinen labyrinthischen Gassen, den heimlichen Gondelfahrten und lauten Komödienbesuchen wieder zum Leben erweckt. Noch einmal erstrahlt diese Welt in ihrem verführerischen Glanz, eine Welt, in deren Zerfall sich die Ankunft ihres genialsten Malers, William Turners, ankündigt.