Die Arbeit befaßt sich mit dem Einfluß von stimmlichen und körpersprachlichen Merkmalen auf das Gelingen von Interventionen in Gesprächen. Anhand einer empirischen Untersuchung sehr unterschiedlicher Gesprächstypen konnte die große Bedeutung para- und extralingualer Parameter für Turn-Wechsel belegt werden. Die Ergebnisse zeigen einerseits, daß die Intensität des Einsatzes dieser Merkmale bei den Unterbrechenden deutlich höher sein muß als bei denen, die das Rederecht innehaben. Andererseits erwies sich, daß das Gelingen der Rederechtübernahme eher von den Sprechenden als von den Intervenierenden abhängt. Die Sprechausdrucksmerkmale Lautheit, Kadenz, Sprechspannung, Pause und Gestik beeinflußten das Übernahmebegehren stärker als andere Parameter wie z.B. Sprechtempo oder Kopfhaltung. Die erhobenen Daten wurden differenziert nach weiblichen und männlichen Beteiligten analysiert. Das Merkmal Geschlecht erwies sich als deutlich weniger relevant für einen Interventionserfolg als die Kategorie der soziokulturellen Rolle.
Für diese Arbeit wurde von der Autorin ein neues Untersuchungsinstrumentarium entwickelt, das über ein reziprok-dialogisches Skalierungsverfahren eine funktionale Zuordnung aller para- und extralingualen Parameter über die Dimension Nähe-Distanz als gemeinsamer Bezugsgröße ermöglicht. Die Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse auf reale Gesprächssituationen ermöglicht eine größere Wahrnehmungssensibilität aller Beteiligten für das jeweils spezifische Gesprächsverhalten.