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Der von der Sozial- und Geschichtswissenschaftlerin Ute Weinmann vorgelegte Band 1 der Schriftenreihe aus dem Brentano-Haus erforscht die Lebensgeschichte der 1780 in Karlsruhe geborenen fruhromantischen Dichterin Karoline von Gunderrode mit besonderem Fokus auf ihre Ferienaufenthalte und ihren Suizid in Winkel. Zentrales Anliegen der Autorin ist es, die Erinnerungskultur an die Gunderrode im Rheingau und im interdisziplinaren Diskurs der Romantik aus biografie-, literatur- und stadtgeschichtlicher Perspektive (auch fur Studierende und SchulerInnen) aktiv wachzuhalten. Nach einer kenntnisreichen wissenschaftlichen Einordnung des Gunderrode-Themas auf Basis rezipierter Forschungsliteratur mit Hinweisen auf entsprechendes Quellenmaterial bietet das Buch in 13 Kapiteln ein differenziertes Themenspektrum mit zahlreichen Abbildungen. In der Arbeit werden weit verbreitete Mythen und einseitige Vorannahmen bezuglich Herkunft, Aufenthalt im Frankfurter Stift, Freundeskreis, Suizidmotiven und Geschichte der Grabstatte kritisch analysiert. U.a. konnten aus dieser Perspektive viele neue Erkenntnisse gewonnen werden. Karoline von Gunderrode stammte aus einer sehr bekannten, weit verzweigten Frankfurter Adelsfamilie und lebte zunachst in Karlsruhe, spater nach dem Tod ihres Vaters (1786) mit ihrer fruh verwitweten Mutter und ihren funf Geschwistern in der Literaturstadt Hanau, ab 1797 im von Cronstett und von Hynsperg adelich-evangelisches Stift in Frankfurt am Rossmarkt und sporadisch bei ihren Grosseltern mutterlicherseits auf deren Familienanwesen in Butzbach. Hinzu kommen Besuche und Ferienaufenthalte u.a. bei Familie Leonhardi in Lengfeld im Odenwald, auf Gut Trages bei Savignys, in Sickershausen bei Lisette und Christian Nees, in Heidelberg bei FreundInnen, in Winkel am Rhein. Ihre literarische Schaffensphase war sehr kurz. Zu ihren Lebzeiten veroffentlichte sie neben einigen Beitragen in Literaturzeitschriften zwei Bucher unter dem meist mannlich assoziierten Pseudonym "Tian" 1804 erschien ihre erste Publikation "Gedichte und Phantasien". Im April 1805 folgte mit einem Umfang von 221 Seiten die Veroffentlichung "Poetische Fragmente". In Winkel, wo Karoline von Gunderrode als 26-jahrige junge Frau im Sommer 1806 am Rheinufer unterhalb von Bartholoma ihr Leben nach mannlich-konnotierter Suizidmethode mit einem Dolch beendete, hinterliess sie an verschiedenen Stellen ihre Spuren. Mit ihrem fruhen Tod erhoffte sie sich Befreiung und Weiterleben in einer anderen Welt im Jenseits. In diesem Kontext sind Briefwechsel, Zeitzeugenberichte, Kirchenbucheintragungen, ein Testament an die Kirche St. Walburga, literarische Texte, Erinnerungen und bestimmte historische, heute teilweise noch existierende Orte und Wege, die in Verbindung mit Gunderrodes Aufenthalt in Winkel stehen, von hoher Relevanz.