Gotthold Ephraim Lessing ist ohne Zweifel neben Schiller und Goethe der "kanonischste" der deutschen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts - und im schulischen wie universitären Unterricht neben den beiden genannten der am häufigsten behandelte. Dass Lessing kurzweg der literarischen Aufklärung zugeordnet wird, ist im Blick auf das Gesamtwerk sowie auf seine literaturtheoretischen Positionen und die Trauer- bzw. Schauspiele mindestens problematisch. Denn einerseits müssen die Trauer- und Lustspielpoetik sowie die Trauerspiele, "Minna" und "Nathan" als entschiedene Fortschreibung der etwa bei J.E. Schlegel und v.a. Gellert begonnenen Empfindsamkeit beschrieben werden; andererseits gehört Lessing selbstverständlich mit seinen weltanschaulichen Positionierungen (Reimarus-Fragmente, Spinoza, Toleranzgedanke u.a.m.) und den entsprechenden literarischen Modellen sowie mit seiner prägenden Vorstellung einer bürgerlichen literarischen Öffentlichkeit in die Hochphase der (allerdings hier immer empfindsam gedachten) Aufklärung in Deutschland.
Der geplante Band möchte den literarhistorischen wie ideengeschichtlichen Ort Lessings umreißen, um dann die theoretischen Positionen systematisch zu vorzustellen; dies soll allerdings knapp bleiben, insofern diese Positionierungen (gegenüber Antike, Pädagogik, Religion, Dramenpoetik u.ä.) den theoretischen Hintergrund für ausführliche Erarbeitungen der literarischen Texte liefern sollen. In einer eng an den im engeren Sinne literarischen Texten entlanggeführten Lektüre werden diese
Die Texte Lessings werden der Hauptgegenstand der Darstellung sein; Forschungspositionen, -geschichte und -diskussion wird nur selektiv eingearbeitet. Weiterführende Forschung wird über das Literaturverzeichnis auffindbar gemacht.