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"I am not half alive nor anything approaching it." Mrs. Rooney hat Recht: Sie lebt nicht - ist sie doch die fiktive Hauptfigur eines Radiostücks von Samuel Beckett, verkörpert von einer Schauspielerin und vermittelt durch Übertragungstechnik. Wen also rezipieren wir? Eine Antwort lautet: das Medium. Charakteristisch für diese und andere Medienfiguren Becketts ist, dass sie selbstreferentiell und in Einklang mit der vordergründigen Handlung suggerieren, sich ihrer "technischen Natur" bewusst zu sein. Damit steht der lebende Mensch nicht mehr im Mittelpunkt, das Medium rückt auf und wird selbst zum Protagonisten. In Krapp's Last Tape interagiert ein Mensch mit einem anthropomorphen Tonbandgerät, in Play spielt ein sadistischer Scheinwerfer die Hauptrolle. In gleich zwei Dramen setzt Beckett - zum Entsetzen der menschlichen Figuren - eine bösartig wirkende Kamera ein und streift spätestens hier das Horrorgenre. Sämtliche Dramen des Literaturnobelpreisträgers, in denen Technik zum Einsatz kommt, vermenschlichen die Medien und schreiben ihnen eine Existenz zu, die weit über den vertrauten Kontext hinausgeht. Beckett reizt dabei die Grenzen der Bühne, des Radio- und Fernsehstudios so aus, dass die Vorstellung einer Mensch-Maschine-Interaktion vorweggenommen und evident wird. Diese Studie nimmt erstmals systematisch das gesamte technikintensive dramatische Werk Becketts vor dem Hintergrund des konsequent eingesetzten Stilmittels der Anthropomorphisierung in den Blick.
INHALT
A. EINLEITUNG UND ÜBERBLICK: BECKETTS MEDIENEINSATZ IM DRAMA1
I. Einführung: Beckett als Neuerer des Theaters1
II. Thema: Becketts Verwendung der Medientechnik3
1. Frühe Medieneinsätze4
2. Theatermedien6 a. Körper auf der Bühne6 b. Stimmen auf der Bühne7
3. Mikrofonmedien8
4. Kameramedien10
5. Mediale Adaptationen13
III. Methodik und Forschungsstand15
1. Kongruenzen der Mediennutzung in Becketts Dramen15
2. Der Medienbegriff und seine Anwendung auf Becketts Werk17
3. Medien in Forschung und Theorie19
4. Aspekte der medialen Rezeption Becketts28
5. Beckett und die Presse28
B. ANTHROPOMORPHISIERUNG DURCH MEDIEN IN BECKETTS WERK34
I.Medien-Einsatz im Bühnendrama34
1. Krapp's Last Tape - Das mechanische Gedächtnis34 a. Zur Entstehung von Krapp's Last Tape35 b. Die Figur Krapp36 (1) Der junge Krapp - Sucht und Sehnsucht37 (2) Krapp mittleren Alters - Licht und Schatten38 (3) Der alte Krapp - Aufzeichnungen eines Clowns39 c. Beziehungsgespräche41 (1) Biographische Entsprechungen42 (2) Die Physiognomie der Technik43 (3) Medium als Protagonist45 d. Nachhall des Letzten Bandes48 (1) Becketts Berliner Inszenierung49 (2) Redundanzen auf Abruf53 (3) Krapp's Last Tape ohne Rekorder?54
2. That Time - Medien als Verstärker56 a. Korrelation von "Listener" und Lautsprecher56 (1) Stationen des "Listeners"56 (2) Intimität durch Technik58 b. Stimmen der Identität59 (1) Parallelen zwischen Krapp's Last Tape und That Time59 (2) Kontrollierte Erinnerungen?60 (3) That Time ohne Lautsprecher?62
3. Play - Licht als Medium63 a. Es sind vier Charaktere64 b.Mediator "Spotlight"68 c. "Spot" und "Light" bei Beckett70 d. Play-Scheinwerfer als postmoderner Peiniger71 e. Play ohne Spotlight?72