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Dieses Buch entstand aus der Hoffnung, den vier für die Stadt Merseburg wichtigen alten, sehr eigenen Pfarrkirchen aus dem Mittelalter mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es ist kein Geschichtsbuch. Die alten Pfarrkirchen haben es neben Dom und Schloss bei den Besuchern der Stadt schwer - und auch bei so manchem Merseburger. Und doch verdienen sie mit ihrer Geschichte und ihren ungewöhnlichen Patrozinien, mit ihren noch immer die Stadt prägenden Bauten aus alten Merseburger Zeiten und ihren wertvollen Ausstattungen ein größeres Interesse, als ihnen allgemein zuteil wird.Gegründet wurden die Pfarrkirchen nicht von Gemeinden. In der Bischofsstadt waren es mit Ausnahme der vom Peterskloster gegründeten Altenburger Kirche St. Viti die Bischöfe, die Standorte und Patrone vorgaben wie bei St. Maximi und St. Sixti und zuletzt bei St. Thomae. Die Errichtung der Stadtmauer um den ältesten, zentralen Teil der Stadt links der Saale hatte 1218/19 Altenburg und Neumarkt zu eigenen Gemeinwesen gemacht (das Kloster St. Peter und Paul und mit ihm die Altenburger Kirche St. Viti betonte seitdem im Namen ausdrücklich, extra muros - "außerhalb der Stadtmauern" - gelegen zu sein). Nach der völligen Aufgabe der Sixtikirche um 1580 (die wohl nicht zuletzt auch eine Folge des Niedergangs des Kollegiatstifts St. Sixti war) blieb St. Maximi über Jahrhunderte die einzige Pfarrkirche für die Bewohner der Altstadt innerhalb des Mauerringes. Diese Altstadt besaß noch um 1800 (vor dem Zusammenschluss mit Dom, Altenburg und Neumarkt im Jahr 1832) keine 4500 Einwohner. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatten St. Maximi und St. Sixti je 1200 bis 1500 "Seelen", die Altenburg und der Neumarkt einschließlich Venenien je um die 650 Einwohner. Bis zur Errichtung von Christkapelle im Süden (Unter den Eichen) und Kreuzkapelle im Norden (Knapendorfer Straße) durch Friedrich Zollinger 1932 blieben nach der Aufgabe von St. Sixti die anderen drei mittelalterlichen Gotteshäuser die einzigen protestantischen Kirchen in Merseburg. Eine katholische Kirche in der Bahnhofstraße entstand erst 1869 (nach starken Kriegsschäden 1951/53 erneuert). Die Stadtkirche St. Maximi ist neben dem Dom mit seiner berühmten Ladegast-Orgel eine Stätte lebendiger Musikpflege mit einem anspruchsvollen Konzertprogramm. Dom und Stadtkirche waren 1989 auch Orte der politischen Erneuerung im Land: montägliche Friedensgebete im Dom und in der überfüllten Stadtkirche am 10. Oktober 1989 der erste Auftritt des Neuen Forums.