Frank Ewerszumrode untersucht die Abendmahlslehre von Johannes Calvin aus römisch-katholischer Perspektive. Im Zentrum des Interesses steht dabei die Frage nach der wahren Gegenwart Jesu Christi unter Brot und Wein. Der erste Teil analysiert und interpretiert Calvins Position hinsichtlich dieser Frage vor dem theologiegeschichtlichen Hintergrund der Kontroverse um das Abendmahl innerhalb der reformatorischen Bewegung. Hierbei wird deutlich, dass Calvin eine eigenständige Position gegenüber Luther, Zwingli und Bullinger vertritt, indem er die Gegenwart Jesu Christi pneumatologisch begründet. Die geistgewirkte Gegenwart Jesu Christi ist dabei das, was ihn in dieser Deutlichkeit von den genannten Reformatoren unterscheidet. Brot und Wein versteht Calvin als Instrumente dieser Präsenz, die eine unaufgebbare Funktion im Abendmahlsgeschehen innehaben. Sie veranschaulichen die Gegenwart Christi und reichen diese durch das Wirken des Heiligen Geistes auch wirklich dar.Im zweiten, systematischen Teil der Studie setzt sich Ewerszumrode mit diesen Ergebnissen vor dem Hintergrund römisch-katholischer Eucharistietheologie auseinander. Gerade Calvins eigenständige Position ist aus ökumenischer Perspektive äußerst fruchtbar und weiterführend, da es zwischen ihm und der Transsubstantiationslehre, wie sie vor allem von Thomas von Aquin systematisch entfaltet worden ist, große inhaltliche Überschneidungen gibt. Trotz Calvins vehementer Ablehnung dieser Lehre greift er deren Anliegen auf und formuliert somit eine Weise, die eucharistische Realpräsenz zu denken, die mit der der katholischen Theologie größtenteils übereinstimmt.
Dr. theol. Frank Ewerszumrode, Dominikaner, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Dogmatik / Ökumenische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität.