Zwei epochale Werke, die beide im Jahre 1932 erschienen, werden in dieser Studie mit Blick auf die Frage nach der Beziehung der Kunst zur gesellschaftlichen Praxis umfassend interpretiert: der Roman »Voyage au bout de la nuit« von Louis-Ferdinand Céline und die Romantrilogie »Die Schlafwandler« von Hermann Broch. Den gemeinsamen Stoff beider Werke bildet die historische Situation Europas nach dem Ersten Weltkrieg, die als Krise dargestellt wird. Das Sendungsbewusstsein beider Autoren legt es nahe, ihre Romane auf die Gestaltung des Verhältnisses ästhetischer, ethischer und kognitiver Komponenten in einem literarischen Werk hin zu untersuchen. Die Spannung zwischen dem Postulat der Kunstautonomie, wie es sich seit der Aufklärung entwickelte, und dem Anspruch auf eine gesellschaftliche Relevanz, den beide Autoren von ihrer kulturkritischen Haltung her entwickeln, führt zu der Frage, inwieweit und auf welche Art das literarische Werk eine 'therapeutische' Sendung in Zeiten der Krise übernehmen kann. Umfassende Textanalysen und Interpretationen zeigen, wie beide Werke unabhängig von den Absichten ihrer Autoren eine eigene Dynamik entwickeln, die auf Strategien der Erschütterung baut.