Als Jacques Duèze am 7. August 1316 zum Papst gewählt wurde, war er bereits 72 Jahre alt. Die Kardinäle hatten ihn als Kompromiss- und Übergangskandidaten vorgesehen, dessen absehbarer Tod eine neue Wahl ermöglichen würde, doch diese Erwartung wurde gründlich enttäuscht. Als Papst Johannes XXII. regierte er 18 Jahre und war der bedeutendste der in Avignon residierenden Päpste. In vielen Tätigkeitsbereichen engagiert und vielen Konflikten ausgesetzt, perfektionierte er die päpstliche Kurie, erweiterte die Möglichkeiten päpstlicher Einflussnahme und suchte die päpstliche Vollgewalt in praktisches Handeln umzusetzen.
Die Beiträge des Sammelbandes tragen zu einer neuen Bewertung des Pontifikat Papst Johannes' XXII. bei. Sichtbar wird ein umfassendes Konzept des Pontifikats, das die bisher in der Forschung getroffenen Urteile von juristischer Intransigenz und machtpolitischer Optimierung übersteigt: Es ist das Konzept einer langfristigen Implantierung von Regeln und Verfahren auf der Basis der religiösen Begründung des päpstlichen Amtes.