Die Studie untersucht erstmals historisch umfassend die Bedeutung literarischer Mehrsprachigkeit in der deutschsprachigen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. In Werkanalysen von Franz Kafka, Dada, Mascha Kaléko, Paul Celan, W.G. Sebald, Yoko Tawada u.a. werden historisch-kulturelle, literarästhetische und mediale Dimensionen textinterner Mehrsprachigkeit herausgearbeitet. Methodisch-theoretisch wird dargelegt, dass die literarische Gestaltung von Mehrsprachigkeit keine Mimesis soziokultureller Sprachsituationen und -biografien ist, sondern ein eigenständiges poetisches Verfahren. Verbunden damit ist nicht nur eine kritische Auseinandersetzung mit den kulturellen Normen der Einsprachigkeit und der Nationalliteratur, sondern darüber hinaus eine ausgeprägt poetologische Ebene, auf der Fragen der Bedeutungsgenerierung und der ästhetischen Materialität des Zeichens verhandelt werden.
Die Studie vereint so eine Literaturgeschichte mehrsprachiger Texte mit einem neuen theoretischen Zugang für die literarische Mehrsprachigkeitsforschung, der durchgängig die mit Sprachwechseln stets verknüpften ästhetischen, poetologischen und sprachkritischen Anteile sichtbar macht.