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Produktion oder Rezeption von Literatur gleichsam mehrere Stimmen miteinander in Dialog treten, steht im Mittelpunkt des Forschungsinteresses von Gabriela Scherer. Als Literaturwissenschaftlerin und Literaturdidaktikerin nimmt sie unterschiedliche Perspektiven ein. Ihrem 60. Geburtstag ist die vorliegende Festschrift gewidmet. Polyphonie ist eine Form von Polyvalenz, die eines der zentralen Merkmale von Literatur darstellt. Sie resultiert aus unterschiedlichen formalen und ästhetischen Eigenheiten, aber auch aus den Erzählinhalten und medialen Konzeptionen literarischer Werke. Ein literarischer Text spricht mit verschiedenen Stimmen, die wiederum in eine polyphone Interpretation überführt werden können. In multimodalen Werken wie Bilderbüchern oder Graphic Novels evoziert das gemeinsame Erzählen von Text und Bild mit je eigenen Mitteln Polyphonie, die in den Wahrnehmungsfokus von Rezipient*innen rückt und spürbar macht, dass jeder Rezeptionsprozess eine aktive Interpretationsleistung fordert. Dies zeigt sich insbesondere auch dort, wo die Vielstimmigkeit medialer Adaptionen literarischer Werke (z. B. bei Theaterinszenierungen oder Vertonungen) im Produktions- und Rezeptionsprozess eine wesentliche Rolle spielt. Nicht zuletzt begegnet uns die Stimmenvielfalt in Kontexten der alltäglichen wie medialen Kommunikation. Mehrstimmig sind auch die Beiträge beider Bände, die belegen, wie facettenreich und in höchstem Maße anschlussfähig für alle Disziplinen der Begriff der Polyphonie ist.
Inhalt
Tina Stolt I hope the Russians love their children too..., Fotografie, 2021 271
Interpretatorische Überlegungen zur Analyse von (Bildern in) Bild-Text-Gefügen
Gina Weinkauff Small in the City. Überlegungen zur Analyse erzählender Bilderbücher 275
Bettina Uhlig Madame Butterfly und die Hexe. Zur Darstellung von Frauenfiguren in den Bilderbüchern von Susanne Janssen 293
Gabriele Lieber Dem Bild auf der Spur. Zur Vielfalt künstlerischer Gestaltungsmittel im Bilderbuch Der verliebte Koch von Verena Hochleitner 303
Didaktische Zugänge zu Bild-Text-Gefügen
Klarissa Schröder Kindliche Bildpräferenz und literar-ästhetisches Lernpotenzial. Eine erste Klasse erkundet konventionell und ästhetisch komplex gestaltete Schneewittchen-Bilderbücher 317
Maike Jokisch-Casas und Jessica Vogt Die Stimmen der Geschichte - Literarhistorisches Lernen mit der Comic-Biographie Sophie Scholl 337
Johanna Duckstein Sich verlieren und finden. Kinder rezipieren das Bilderbuch Die verlorene Seele 351
Hilal Erkan und Verena Riffel "Wie kann man begreifen, wer man ist, wenn man nicht versteht, woher man kommt?" Autobiografisches Lernen anhand von Nora Krugs Graphic Memoir Heimat 369
Christiane Hänny und Kathrin Heintz 189 - ein synästhetisch und mehrsinnlich erzählendes Bilderbuch und sein Potenzial im Deutschunterricht der Grundschule 385
Alexandra Ritter und Michael Ritter Die Welt im Wandel. Zukunftskonstruktionen im (Sach-)Bilderbuch 405
Christian Müller Vom Hören und Sehen von Onomatopoetika. Die Polyphonie des Wassers in Sprache und Bild 423
Multimodalität in pragmatischen Texten, Alltagssprache und -kommunikation
Svenja Hermes und Katharina Turgay Kultur und Sprache im Schulbuch. Eine qualitative Untersuchung 441
Katharina Turgay Multimodalität bei digitalen Minimal-Narrationen 459
Gökhan Özkayin Polyphonie und Evidentialität. Eine interkategoriale Betrachtung des Türkeitürkischen Suffix -mXs 471