Die nicht direkt überlieferte Schrift des Aëtios (1. Jh. n Chr.) nimmt unter der Placita-Literatur, die in kompendienhafter Form Lehrmeinungen antiker griechischer Philosophen zusammenstellt, eine besondere Stellung ein. Nicht selten gilt sie als die einzige Quelle für Aussagen vorsokratischer und hellenistischer Philosophen. Heike Bottler stellt in ihrer Arbeit die allgemeine Annahme von Hermann Diels auf den Prüfstand, dass Aëtios sich im Wortlaut aus den Placita des Pseudo-Plutarch (2. Jh. n. Chr.) und des Johannes Stobaios (5. Jh.) rekonstruieren ließe. Sie zeigt, dass die Placita nicht als eine organische Einheit anzusehen sind und einer tief in Struktur und Inhalt eingreifenden redaktionellen Bearbeitung unterzogen wurden. Demnach dürfen sie nicht grundsätzlich als Vorlage dienen.
Dr. Heike Bottler lehrt am Institut für Klassische Philologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main und unterrichtet als Studienrätin am Lessing-Gymnasium in Frankfurt.