Das Yolcili Kitabi (Reisebuch), das der osmanische Mediziner, Staatsmann und Historiker Hayrullah Efendi (1818-1866) nach einer Europareise verfasste, macht es dem Leser schwer, den genauen Ablauf der Reisen des Autors zu rekonstruieren. Wie die Arbeit zeigt, liegt das daran, dass es sich hier um den Versuch handelt, das Genre des routenbasierten modernen Reiseführers - bekannt vor allem durch die Reihen von Murray, Baedeker und Joanne - in die osmanische Literatur zu übertragen.
Der Text kann somit als erster osmanischer Reiseführer bezeichnet werden. Hayrullah orientiert sich dabei stark an französischen Vorbildern, bezieht aber auch osmanische Prätexte und Elemente des Reiseberichts mit ein. Auf diese Weise passt er das Genre seinen Bedürfnissen an, die vor dem Hintergrund der Reformbestrebungen der Tanzimat-Zeit zu sehen sind. Die detaillierte Analyse des Werkes bietet gleichzeitig Anlass, das bislang wenig untersuchte Verhältnis zwischen Reiseführer und Reisebericht zu beleuchten und ein Abgrenzungskriterium zu entwickeln.
Eine kommentierte Transkription und Übersetzung wesentlicher Teile des Textes machen dessen komplexen Aufbau erstmals anschaulich verständlich und ermöglichen einen Zugang zu diesem Werk auch über die Osmanistik hinaus.