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Mediengeschichte verläuft offenbar ohne ein festlegbares Ziel. Das heißt aber nicht, dass sie sich ohne erkennbare Strukturen entwickelt. Eben solche Strukturen zu entdecken und als plausibel zu erweisen, ist das Ziel der vorliegenden Studie, die eine eigenständige Beobachtungsperspektive auf die Mediengeschichte anbietet. Die grundlegende Hypothese besagt, dass bei der Einführung und Durchsetzung eines Mediums bestimmte strukturelle Rekurrenzen zu beobachten sind, die sich - wenn auch in jeweils historisch spezifisch konkretisierter Form - wie folgt bestimmen lassen, wobei ein Medienbegriff vorausgesetzt wird, der Medien als soziale Teilsysteme konzipiert, die über dem systemischen Zusammenwirken von Kommunikationsinstrumenten, technischen Dispositiven, sozialen Institutionalisierungen und Medienangeboten operieren:- Disziplinierung der Wahrnehmung, Normierung von Prozessen- Versprechen der Demokratisierung und Funktionsoptimierung- Kommerzialisierung- Individualisierung von Medienangeboten und Mediennutzung- Latenzbeobachtung und progressives Beobachtungsmanagement- Entkopplungsprozesse- Medienwandel und Gesellschaftswandel- Progressive Mediatisierung- Medienwandel als Wandel von Wirklichkeitsmodellen und Kulturprogrammen.Die Studie gliedert sich in zwei Teile. Teil I diskutiert medienhistoriographische Kontexte. Zunächst geht es um die Frage, ob und wozu eine eigenständige Medienhistoriographie erforderlich und sinnvoll ist. Dann folgt eine Auseinandersetzung mit Methodenproblemen sowie mit der Begriffsarbeit von Medienhistoriographen, ihren Umgang mit Datierungen und Ursprüngen sowie mit der Bestimmung von Medienfunktionen. Gestützt auf diese Überlegungen wird dann das theoretische Instrumentarium für die nachfolgende historiographische Studie entwickelt, wobei grundlegende Konzepte wie 'Medium', 'Geschichte', 'Gesellschaftlicher Wandel', 'Programme' 'Wirklichkeitsmodell & Kulturprogramm' und 'Beobachter' expliziert werden. Die medienwissenschaftliche Hypothese, die dann in Teil II entfaltet wird, besagt, dass es in Medienentwicklungen Innovationsmanagement geben muss, um neue Entwicklungen beherrschbar zu halten und sozial wie kognitiv wirksam werden zu lassen. Innovationen müssen gesellschaftlich regulierungsfähig gemacht werden können, indem Altes als Möglichkeitsvariante zur Ordnungsbildung für Neues genutzt wird.Das heißt, Innovation braucht Rekurrenz und Redundanz.Teil II untersucht an Hand medienhistoriographischer Literatur, ob und wie sich die postulierten Rekurrenzen der Mediengeschichte beobachten und verständlich machen lassen. Dabei dienen als Untersuchungsbereich ausgewählte Medien, die exemplarisch für alle Medien untersucht werden, und zwar Schrift, Druck, Fotografie, Film, Funk, Fernsehen und Internet. Zwei Exkurse behandeln die Manuskriptkultur sowie das Telefon als folgenreiche Medientechnologien.Dabei zeigt sich, dass sich die postulierten Rekurrenzen in historisch jeweils spezifizierter Form nachweisen lassen. Jede Medieneinführung wird begleitet von heftigen Kontroversen über Nutzen und Schaden. Dabei operieren die Befürworter stets mit dem Argument, das neue Medium demokratisiere den vorher verschlossenen Zugang zu Wissen und Unterhaltung und verbessere damit die Lebensqualität. Um die Erfolgsversprechen eines neuen Mediums nutzen zu können, müssen sich die Nutzer den Nutzungsbedingungen des Mediums unterwerfen. Medien müssen sich rechnen, um sich zu etablieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Medieninhalte und Nutzungsmöglichkeiten individualisiert werden, um möglichst breite Zielgruppenpublika zu erreichen. Medien entkoppeln Kommunikation von Interaktion, das Wissen vom Körper, die Kommunikation von Raum und Zeit. Medien stellen Inhalte auf Dauer und machen sie beobachtbar und kritisierbar. Medien, heißt das, entwickeln sich zu beobachtbaren Beobachtungsinstrumenten der Gesellschaft, die Latenzbeobachtung und damit unabweisbar Kontingenzerfahrungen nach sich ziehen. Medienwandel u