Die Studie fragt nach der Produktion und den Produktionsbedingungen von Revolutionserinnerung und ihren Narrativen. Dabei steht insbesondere die Wechselwirkung von konkreten politischen Kontexten, situativen Argumentationsbedürfnissen sowie der Entwicklung historischer Argumente und Narrative im Vordergrund. Am Beispiel der Glorious Revolution von 1688/89 wird auf der Basis von ca. 1400 Quellentexten untersucht, wie revolutionäre Narrative generiert wurden und wie sie in medialen Debatten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts refiguriert und verargumentiert wurden. Dabei fällt auf, dass Konzepte, die die bisherige Forschung primär mit den Revolutionen des späten 18. Jahrhunderts assoziiert hat, durchaus schon im Großbritannien des ausgehenden 17. und des frühen 18. Jahrhunderts präsent waren, dass sie aber zugleich viel stärker als bisher vermutet in religiösen Konflikten wurzelten. Überdies kann die Vorstellung korrigiert werden, dass das bekannte als Whig-Narrativ etikettierte Bild der Revolution nicht einfach den Whigs des frühen 18. Jahrhunderts zuzuordnen ist. Deutlich wird hingegen die Heterogenität und Variabilität der Revolutionserinnerung.