Konrad Bayer stand der Sprache, dem blinden Sprachgebrauch skeptisch gegenüber - und war einer der vielleicht sprachverliebtesten Schriftsteller seiner Zeit. Er lotete in seinem Werk die Grenzen der Sprache und der Gattungen aus, um diese zu verschieben und setzte überkommenen Traditionen und Konventionen seine ganz eigenen literarischen Mittel entgegen:
nachwort
alles kann dies und jenes heissen.
alles mag auch etwas anderes heissen.
der apfel zwischen den zähnen ist geschmack.
der stein auf meinem schädel ist ursache einer beule.
die dame vor deinen augen ist einstweilen noch ein anblick.
Dabei knüpfte er unter anderem an die von den Nationalsozialisten verfemten Autoren an und forderte mit seinen Texten auch die konservative Kulturpolitik im Österreich der Nachkriegszeit heraus. Mehrfach wurde Bayer auch zu Tagungen der Gruppe 47 eingeladen und las etwa im Oktober 1963 im schwäbischen Saulgau vor Heinrich Ledig-Rowohlt, der von Bayers Text derart begeistert war, dass er ihm sogleich für seinen nächsten Roman einen Vertrag anbot. Doch »der sechste sinn« erschien 1966 nur als Fragment: Bayer hatte sich, wie der Protagonist des Romans, das Leben genommen: »als goldenberg wieder in seinem Zimmer war, öffnete er beide hähne, schloss das fenster und machte es sich auf dem sofa bequem, der geruch war nicht unangenehm, und er wartete auf schlaf.«
Bayers Freund und Weggefährte Gerhard Rühm edierte 1977 die zahlreichen fragmentarischen Texte und Vorstufen zu den einzelnen Arbeiten. Das lange vergriffene Gesamtwerk Konrad Bayers wurde für diese Ausgabe um den umfangreichen, bisher nicht veröffentlichten Nachlass des Dichters erweitert.