Die auf der semiotischen Ästhetik und Anthropologie fußende Studie bietet die erste umfassende Untersuchung zur Bildlichkeit im Werk des Mailänder scrittore-ingegnere Carlo Emilio Gadda (1893-1973). Anhand von Textanalysen werden die von Gadda verwendeten Bildtypen (z.B. rhetorische Bildverfahren, Ekphrasen, Traumbilder, Verbildlichungen von Ideologemen, selbstreferentielle Bilder) untersucht. Die Kapitelfolge deutet die Entwicklung von der satirischen Verzerrung der Wirklichkeit hin zum amimetischen Kunstwerk an, das eine Fülle intermedialer und intertextueller Bezüge ineinanderwebt: Die Analyse der in Briefen, Paratexten und Essays entworfenen Selbstbilder legt die von Sigmund Freud inspirierte Auseinandersetzung mit dem Unbewußten und die gnoseologische Verwurzelung von Gaddas Schreiben frei. Literatur- und kunstkritische Essays indizieren Modelle und Gegenmodelle, präzisieren Gaddas Poetik und Weltsicht, sind Metatext für die romaneske Fiktion, aber auch selbständige Kunstform. Ekphrasen historischer und fiktiver Gemälde wetteifern mit Roberto Longhis Stil und experimentieren im »Primo libro delle favole« mit neuen Darstellungsformen. Weniger in »La cognizione del dolore« als in dem die Wirklichkeit des Faschismus und die Struktur des Kriminalromans überschreitenden Roman »Quer pasticciaccio brutto de via Merulana« findet Gaddas Erzählkunst mit ihrer Tableau-Technik ihren Höhepunkt.