Seit Jahrzehnten pflegen Alexander Kluge und Joseph Vogl ihren Ideenaustausch als kooperative Unterscheidungs- und Assoziationskunst. Wie bereits in dem Band Soll und Haben werden auch hier in einer Art liquidem Gedankentransfer die Realitäten am Literaturvorrat scharf gestellt, mögliche Zukünfte entlang von Geschichten neu konstelliert: ein auslotendes Vagabundieren, das vom Bau der Chinesischen Mauer bis ins Silicon Valley, vom »Roman der Börse« zum »unbeschriebenen Blatt Europa«, vom Boulevard Haussmann bis vor ein »Loch in der Wirklichkeit« führt.
Dass diese Passion der zielführenden Abschweifung, des tastenden Vergegenwärtigens im Kopf des Lesenden äußerst elektrisierende Wellen schlägt, macht auch dieser Band erfahrbar: Senkblei der Geschichten präsentiert eine Auswahl neuerer und neuester Gespräche bis in den April 2020 hinein. Ein erfrischendes Vademecum nicht zuletzt in unübersichtlicher Zeit, um angesichts eines »Zerfalls der Wirklichkeit« einen klaren Kopf zu bekommen.