Dieses Buch bietet eine soziologische Perspektive auf die Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal - und zeigt damit Strukturen und Bedingungen auf, welche im Hintergrund der Flutnacht zu ihren tragischen Ausmaßen führten. Nach Desastern steht oft die Frage im Raum, wie es trotz nachweislich vorliegender Warnsignale zu einer derartigen Eskalation kommen konnte. Auch nach der Flut im Kreis Ahrweiler erscheinen die Fehlentscheidungen bei den Verantwortlichen nicht nachvollziehbar. In diesem Buch wird zur Beleuchtung dieser Rätsel ein anderer Blickwinkel vorgeschlagen: Das kritischste Element der Flutkatastrophe und deren missglückter Bewältigung lag nicht in Fehlentscheidungen, sondern in den zugrundeliegenden Fehleinschätzungen. Unter Zuhilfenahme von "Sensemaking" nach Karl E. Weick werden diese Fehleinschätzungen vom 14. und 15. Juli 2021 in ihren Kontexten sicht- und greifbar gemacht. Neben dem fokussierten Krisenstab in Bad Neuenahr-Ahrweiler werden auch weitere zentrale Akteure und widrige Gegebenheiten dieses Zusammenhangs untersucht. Darüber hinaus werden organisationale Einflussfaktoren der Flutkatastrophe herausgestellt; denn wie bei allen Katastrophen bildete sie sich aus dem Zusammenspiel mehrerer, teils völlig voneinander unabhängiger Aspekte. Für das ergänzende Verständnis wird neben einer einführenden Rekonstruktion des Katastrophenhergangs auch eine Einordnung von Krisenstäben als organisationaler Sonderform im hier betrachteten Sinne geboten. Daraus ergibt sich die Gelegenheit, aus den Geschehnissen im Kreis Ahrweiler zu lernen. Damit bietet dieses Buch insbesondere für Katastrophenforscher und Katastrophenschützer Impulse und Lektionen.