Der Wortschatz, mit dem vormoderne Texte ihre Entstehungs-, Gestaltungs- oder Wirkungszusammenhänge zu fassen suchen, eröffnet einen zentralen Zugang zum Verständnis des Ästhetischen in historischer Perspektive. Im Sinne des Forschungsprogramms des SFB 1391 Andere Ästhetik richtet sich das Interesse der Beiträge des interdisziplinären Bandes darauf zu verfolgen, inwiefern ästhetische Semantiken in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Texten sowohl auf die autologisch-gestalterische als auch auf die heterologisch-pragmatische Dimension von Akten und Artefakten rekurrieren. In dieser Verbindung könnte sich, so die Hypothese, ein Spezifikum des vormodernen ästhetischen Wortschatzes zeigen. Geprüft wird diese Annahme in Fallstudien, die in zweierlei Weise neue Perspektiven eröffnen: Zum einen werden historisch-semantische Explorationen zum ästhetischen Wortschatz in einem weiten Quellenspektrum, insbesondere auch anhand von 'Gebrauchstexten', durchgeführt. Zum anderen reflektieren methodisch ausgerichtete Studien, wie Ansätze der Digital Humanities die Erforschung des ästhetischen Wortschatzes vorantreiben können. Qualitative und quantitative Zugänge zum vormodernen ästhetischen Vokabular werden so produktiv zusammengeführt.