Sprachwissenschaft als empirische Sozialwissenschaft ist ein Programm, das seine entscheidenden Impulse Dell Hymes verdankt. Es verlangt nach der Analyse der Interdependenz gesellschaftlicher und sprachlicher Faktoren, die zusammen die Kommunikationsstruktur einer Gesellschaft konstituieren. Unter Hymes' Ägide hat sich die Untersuchung dieser Faktoren zur Ethnografie der Kommunikation als einem eigenen, die Fachgrenzen vor allem der Linguistik, Soziologie und Sozialpsychologie überschreitenden Forschungszweig verdichtet.
Die anthropologischen Konstanten der Sprache - das ist die allgemeine Hypothese - sind analytisch nur zu erfassen, wenn ihre Vielfältigkeit anhand der soziokulturellen Besonderheiten einzelner Sprachen so detailliert wie möglich entfaltet wird.
Hymes' Analysen demonstrieren, daß sowohl die Funktionsweisen der Sprache in der Gesellschaft als auch viele ihrer systematischen Eigenschaften nur begriffen werden können, wenn der Gebrauch, den eine Gesellschaft von ihrer Sprache macht, nicht aus der Analyse dieser Sprache ausgeklammert wird.