Tax Governance als kooperative Form der Abgabenerhebung
Die Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft durch Wertewandel, (De)Globalisierung, Digitalisierung und geopolitische Krisen treffen sowohl Wirtschaft und Unternehmen als auch Staat und Verwaltung. Der Good-Public-Governance-Ansatz der öffentlichen Hand versucht, diese Herausforderungen mit einem holistischen Gestaltungsanspruch auf sozialer, ökonomischer, rechtlicher und ökologischer Ebene unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft zu adressieren. Korrespondierend dazu sind die Corporate-Governance-Entwicklungen zu sehen, die die wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen durch einen erweiterten Ordnungsrahmen unter Einbeziehung interner und externer Interessengruppen betonen.
Mit der Entwicklung einer Tax Governance können diese beiden Strömungen genutzt werden, um eine neue Form der Abgabenerhebung für große Unternehmen zu initiieren. Aufbauend auf bestehende Corporate Governance Kodizes und aktuelle Transparenzanforderungen im nationalen und internationalen Steuerrecht kann ein als Soft Law ausgestalteter Tax Governance Kodex mit über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehenden Verhaltensregeln das Rahmenwerk einer kooperativen Form der Abgabenerhebung bilden.
Für Unternehmen bietet das damit verbundene Bekenntnis zur Tax Compliance nicht nur die Möglichkeit, sich am Markt abzugrenzen, sondern auch die Compliance-Kosten und Steuer-Risiken zu reduzieren. In Weiterentwicklung der bereits gesetzlich verankerten begleitenden Kontrolle kann ein Tax Governance Kodex im Wechselspiel zwischen amtswegiger Ermittlungspflicht und Mitwirkungs- und Offenlegungsverpflichtung auch der Abgabenbehörde eine wirkungsorientierte und dem Auftrag der Gleichmäßigkeit der Besteuerung entsprechende Form der Abgabenerhebung ermöglichen.