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Sie ist jung, sie ist schön, und sie ist stolz – ihr Vater, der alte Graf und Patriarch Benno von Waldenburg, weiß genau, warum er seine Lieblingstochter dazu auserkoren hat, die Herrin auf Schloss Waldenburg zu werden. Es ist die große Überraschung, die er auf der herrlichen Feier anlässlich seines 60. Geburtstags verkündet. Sie führt zum Eklat – denn sein maßloser, ungeratener Stiefsohn Ingo denkt gar nicht daran, auf seine Ansprüche zu verzichten. Er will vor Gericht klagen. Die gräfliche Familie wird unruhige Zeiten erleben. Die junge Gräfin ist eine Familiensaga, die ihresgleichen sucht. Die junge Gräfin ist eine weit herausragende Figur, ein überzeugender, zum Leben erwachender Charakter – einfach liebenswert.
Vielleicht musste erst einmal das ganze Füllhorn des Glücks, der zärtlichen Atemlosigkeit, über einem ausgeschüttet werden, damit man einen Absturz hinterher besser verkraften konnte. Von einem solchen Denken war Alexandra von Waldenburg allerdings weit entfernt. Ihr Leben war schön, wunderschön, und ein Tag voller Liebe, Glückseligkeit, reihte sich an den nächsten, und nirgendwo war eine dunkle Wolke zu sehen, die Unheil ankündete. Es gab nicht ein Fitzelchen davon. Mike war auf Waldenburg, und die Selbstverständlichkeit, mit der er sich auf dem Schloss bewegte, war ein deutliches Indiz dafür, dass er vorbehaltlos zu ihr stand. Seine Zweifel, eine waschechte Gräfin, eine Schlossbesitzerin, eine reiche Frau, könne nicht die richtige Frau für ihn sein, waren verflogen, davongetragen von einem leichten Sommerwind. Sie ritten aus, machten lange Spaziergänge, lasen, unterhielten sich stundenlang, und sie lachten sehr viel miteinander. Es war schön, dass sie es konnten. Alexandra hätte gern die Zeit angehalten, was natürlich nicht ging. Gab es vielleicht doch eine leise Stimme in ihr, die ihr sagte, dass diese unbeschwerte Zeit des atemlosen Glücks nur begrenzt war, ein Geschenk mit Verfallsdatum? Es war ein wunderschöner Spätsommernachmittag. Noch blühte alles im Park in verschwenderischer Fülle. Fast schien es, als wolle die Natur noch einmal ihre ganze Prachtentfaltung zeigen. Sie saßen auf einer Bank im Park. Mike hatte beschützend seinen Arm um sie gelegt, und Alexandra fühlte sich unendlich geborgen, beschützt. Sie war glücklich, alles war wunderschön, und dennoch fröstelte sie. Mike war ein aufmerksamer Mann, dem nichts verborgen blieb, nicht die kleinste Gemütsregung. »Liebes, was ist?«, erkundigte er sich deswegen auch sofort besorgt. »Es ist ein so herrlicher Tag, du kannst doch jetzt unmöglich frieren.«