So titelte DER SPIEGEL seine Ankündigung zu TRUE PICTURES? am 6.11.2021. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt die nordamerikanische Fotografie als wegweisend in der Entwicklung der künstlerischen Bildsprache des Mediums. Allerdings wurde diese Vorreiterrolle in den 1980er Jahren durch die Entwicklungen in Europa wieder infrage gestellt, junge KünstlerInnen billigten der nordamerikanische Fotografie keine Vorbildfunktion mehr zu, und so geriet sie denn in der Folge mehr und mehr aus dem Fokus des Interesses. TRUE PICTURES? hilft dem nun ab und stellt 30 US-amerikanische und kanadische FotografInnen aus drei Generationen vor, die sich mitunter geprägt vom Einzug der Digitalfotografie insbesondere von den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen herausgefordert sahen und sehen. Die Themenliste ist wahrlich nicht kurz: die Folgen des Vietnamkriegs, die Aids-Krise, Rassismus, Feminismus, Gender- und Sexualitätsfragen, Identitätspolitik etc. Die Dringlichkeit dieser Problemlagen provoziert die KünstlerInnen, narrativ wie politisch stark aufgeladene Positionen zu beziehen. Indem sie dabei subjektiven wie transmedialen Ansätzen folgen und die technischen Möglichkeiten des Mediums ausreizen, streifen sie fast zwangsläufig Themen wie etwa die oft zitierte »Bilderflut« ein Phänomen, auf das sie mit gezielter Kritik an den Auswüchsen des »digitalen Zeitalters« reagieren.
Künsterlerinnen und Künstler:
Erste Generation: Nan Goldin, Rodney Graham, Anthony Hernandez, Louise Lawler, Sherrie Levine, Richard Prince, Allan Sekula, Cindy Sherman, Laurie Simmons, Jeff Wall, Ian Wallace, Carrie Mae Weems, James Welling
Zweite Generation: Vikky Alexander, Roy Arden, Gregory Crewdson, Liz Deschenes, Stan Douglas, Zoe Leonard, Ken Lum, Collier Schorr, Lorna Simpson, Stephen Waddell, Christopher Williams
Dritte Generation: Walead Beshty, Anne Collier, LaToya Ruben Frazier, Martine Gutierrez, Ayana V. Jackson, Owen Kydd, Elad Lassry, Deana Lawson, Meryl McMaster, Trevor Paglen, Xaviera Simmons, Taryn Simon
Ausstellungen:
Sprengel Museum Hannover, 6/11/2021 13/2/2022
Museum der Moderne, Salzburg, 12/3 20/6/2022