Jan van Eyck (um 1390-1441) war ein Meister in der Kunst der wirklichkeitsgetreuen Abbildung und ebnete den Weg für spätere realistische Maler. Sein bekanntestes Gemälde, das Arnolfini-Doppelbildnis, eines der berühmtesten der Kunstgeschichte, ist ein typisches Beispiel für van Eycks ausgeklügelte Details und eine stark symbolhaltige Ikonografie, die das Bild bis heute zum Geheimnis macht (was man ebenso über sein Leben sagen kann): Sehen wir die unschuldige Darstellung eines Heiratsversprechens, wie der erste Blick nahelegen mag, oder gar eine Wiedergängerin aus dem Jenseits, die um Erlösung bittet? Das Gemälde lädt den Betrachter ein, der Spur mit den eigenen Augen zu folgen und sich tief hinein ins Bild zu begeben.
Van Eycks naturalistische Darstellungen umfassten sowohl weltliche als auch religiöse Themen und bewegten sich nahtlos zwischen dem realen Alltag der Menschen im 15. Jahrhundert und den "himmlischen Kulissen". So sagte man ihm nach, "das Heilige ins Haus" zu holen. Zudem wurde van Eyck eine der folgenreichsten Errungenschaften der Kunstgeschichte zugeschrieben: In den Lebensbeschreibungen des Vasari heißt es, der Künstler habe die Ölmalerei erfunden.
Die Einführung aus TASCHENs Kleiner Reihe dokumentiert Leben und Werk van Eycks, zeigt Altar- und Heiligenbilder sowie private Auftragsporträts - van Eyck war einer der ersten, der das Porträt als autonome Bildgattung etablierte. Ein eigenes Kapitel widmet sich dem Genter Altar, Jan van Eycks umfangreichstem, vielseitigstem und komplexestem Werk. Die jüngst entstandenen Neuaufnahmen der restaurierten Tafeln kommen einer kleinen Revolution gleich. Sie ermöglichen eine neue Sichtweise, und die vielen Details erlauben die Arbeitsprozesse neu zu definieren.