Aby Warburg, passionierter Bilderforscher und Begründer der Ikonologie als eigenständiger Disziplin, war für seinen Zeitgenossen Walter Benjamin ganz der "grandseigneurale Gelehrte". Heute gibt es kaum ein Feld der Kunstwissenschaften, das durch ihn nicht maßgeblich geprägt wäre, und kaum eine kulturwissenschaftliche Debatte, die nicht entscheidende Impulse aus seinen Schriften erhielte.
Warburg überschreitet disziplinäre Grenzen und entwickelt ein besonderes Interesse an Figuren des Übergangs, der Inversion und Konversion, die er als Seismographen der eigenen Epoche nutzt. Wenn das Erkenntnispotential seiner Schriften dennoch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft ist, so mag das an seinem ausgeprägten Spezialistentum liegen, vor allem aber daran, dass viele wichtige Texte nicht oder nur in geglätteten Editionen zugänglich sind. Der Band bietet daher Warburgs wichtigste Texte in einer sorgfältig kommentierten Ausgabe, für die erstmals sämtliche fremdsprachigen Zitate übersetzt wurden. Neben einer Auswahl bereits publizierter Arbeiten, die zum Teil anhand der nachgelassenen Manuskripte revidiert wurden, enthält er zwölf bisher unpublizierte Manuskripte aus dem Nachlass. Ein Grundbuch der Kulturwissenschaften und der ideale Zugang zu Warburgs faszinierenden Bild- und Wortdeutungen.