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Diese Monographie beschäftigt sich mit der Rezeption der künstlerischen Avantgarde durch die Kritiker der Wiener Tageszeitungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellungstätigkeit der zur Avantgarde zählenden Künstler und Künstlergruppen begann in Wien in den letzten Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs und fand mit der internationalen Theatertechnikausstellung im Herbst 1924 ihren vorläufigen Höhepunkt. Das nur wenige Jahre später folgende Ende wird bisher mit einer Emigrationsbewegung von Künstlern und Künstlerinnen erklärt. Aufbauend auf dieser Migrationsthese war es das Ziel dieser Arbeit, mehr über die Hintergründe des Verschwindens zu erfahren. Dafür wurde als neuer ergänzender Ansatz der Fokus auf die Geschichte, das Netzwerk und den Diskurs der Wiener Kunstkritik gelegt.Mit der zunehmenden Bedeutung des Standortes Wien für die Avantgarde ging der Anstieg an Ausstellungsereignissen pro Jahr einher. Zugleich kam es zu einer sprachlichen Verrohung in der Berichterstattung. Kritiker älteren Typus wie Adalbert Franz Seligmann sahen sich nach wie vor als Kunstrichter. Sie spielten auf dem Diskursschauplatz ebenso eine Rolle wie jene jüngeren Typus, repräsentiert durch Hans Tietze. Dieser Kritiker verstand sich sowohl auf Kunstvermittlung als auch auf eine durch wissenschaftliche Methodik geleitete Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst. Der Erfolg von Kritikern wie Arthur Roessler lag hingegen weder darin, besonders von Künstlern gefürchtet zu werden, noch sich mit idealistischem Einsatz für die Avantgarde aufzuopfern. Für diese Kritiker war die Fähigkeit entscheidend, ihre journalistische Arbeitsweise anpassen und adaptieren zu können. Sie konnten so trotz wechselnder Rahmenbedingungen über all die Jahre ihre Tätigkeit fortsetzen. Ein wesentlicher Beitrag der vorliegenden Monographie liegt in der geleisteten Grundlagenforschung, die Niederschlag in der umfassenden Dokumentation im Anhang fand. Im Zuge der Recherchen konnten zudem nicht nur zahlreiche bisher unbekannte Kritiker identifiziert werden, sondern auch deren Textproduktion quantitativ ausgewertet werden. Die Ergebnisse dieser empirischen Studie wurden als Autoren- bzw. Diskursnetzwerke visualisiert und analysiert.