Die Verschränkung räumlicher Erfahrung mit Erinnerungsbildung und Fragen der kulturellen Zugehörigkeit kann in der jüdischen Gedächtnistradition und Literatur auf eine tiefe Verwurzelung verweisen. Im Exil wird die Bedeutung erinnernder Bezüge zum aktuellen Ort und seinen historischen Bedeutungsschichten stets neu verhandelt. So lässt sich Raum wie auch Erinnerungsbildung als relationaler und dynamischer Prozess charakterisieren, in dem die Positionierung der Akteur*innen von großer Bedeutung ist.
Die in Zuhause im Text untersuchten Romane von Linda Grant, Tamar Yellin und Naomi Alderman nähern sich auf höchst unterschiedliche Weise dem Phänomen der Erinnerung und seiner Verknüpfung mit den räumlichen Geflechten Londons, Liverpools, Tel Avivs oder Jerusalems. Fragen kultureller Zugehörigkeit zu Orten und Erinnerungsgemeinschaften verbinden sich mit der Verhandlung von Fragen der Autorschaft in Bezug auf das eigene Leben wie auch der Erinnerung. Ausdeutungen des Raums, des Textes und des eigenen Selbst rücken ins Zentrum der Aufmerksamkeit von Martin Kindermanns Untersuchung.