Noch nie sind Menschen und Waren so weit und so häufig gereist wie heute. Trotzdem spielte die Migration immer in der Geschichte der Menschheit eine große Rolle. So kamen unsere Kulturpflanzen Weizen, Gerste, Linsen, Erbsen, Lein aus der Levante und Anatolien mit wandernden Gruppen nach Mitteleuropa. Gleichzeitig wanderten unbemerkt auch pilzliche Schädlinge (Pathogene) und parasitische Insekten mit, allen voran Mehltau, Roste und Kornkäfer. Ein paar Jahrtausende später kamen aus dem Osten Hirse und Hanf, Roggen und Hafer und um die Zeitenwende brachten die Römer zahlreiche neue Kulturpflanzen (Rebe, Esskastanie, Gemüse- und Gewürzpflanzen) nach Deutschland. Durch die Reisen des Kolumbus und seiner Nachfolger kamen Mais, Tomaten, Kürbis, Bohnen aus Mexiko und Kartoffeln von den Anden nach Europa und die Europäer exportierten ihre Pflanzen und Schädlinge in die gemäßigten Breiten Amerikas, die Hochländer Afrikas und an die Küsten Australiens und Neuseelands. Durch moderne Transportmittel bringen wir heute Pathogene und Parasiten in die entlegensten Winkel dieser Erde ohne die Folgen absehen zu können.

Neu an diesem Buch ist der Fokus auf Pflanzenkrankheiten und Parasiten, die, meist unbemerkt, immer mitgereist sind. Sie sind nicht nur ein Ärgernis für Bauern, sondern führten oft zu Hunger, wenn sie Nahrungspflanzen in großem Stil vernichteten. Ihre Herkunft und ihre Einfallswege können wir heute erstmals mit DNS-Analysen feststellen, auch wenn die Migration schon Tausende von Jahren alt ist. Und so verbindet sich das Wissen um Pflanzenkrankheiten mit Populationsgenomik und der Geschichte der Menschheit.

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