Der erotischen Lyrik des Barock haftet das Etikett der "Musa iocosa" an: scherzhaft-rhetorische Gebilde ohne anderen Welt- und Subjektbezug als den der höfischen Unterhaltung. Die Studie versucht, dieses Urteil zu differenzieren, wenn nicht zu widerlegen, indem sie in Gedichten von Opitz, Fleming, Zesen, Stieler und vor allem Hoffmannswaldau einen ausgeprägten Diskurs der traditionell problematischen Sinnlichkeit erkennt. Im Rahmen der Systeme von Rhetorik, Poetik und Ethik wird der Einzeltext intensiv daraufhin befragt, wie sich im normativen Rahmen dessen Diskussion und Veränderung vorsichtig vollzieht und wie die Autoren nicht nur ihre Sprachartistik ausstellen, sondern auch einen Einspruch gegen eine sinnlichkeitsfeindliche Anthropologie und Theologie zur Sprache bringen, der nirgendwo sonst artikulierbar gewesen wäre. Besondere Aufmerksamkeit wird Hoffmannswaldaus »Vermischten Gedichten« gewidmet, wobei die Aporie der Pendantgedichte »Die Wollust« und »Die Tugend« gelöst wird. Die Lyrik Hoffmannswaldaus und seiner Zeitgenossen weist über das Ästhetische wie Erotische hinaus auf Positionen der Frühaufklärung, ohne schon zu gelingenden Synthesen ihrer Widersprüche zu gelangen. Erst allerdings von der gesicherten Basis der antiken Tradition aus lässt sich bestimmen, welche Problembestände Eros und Aphrodite an die Frühe Neuzeit weitergereicht haben.