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"Alles, was du über dich weißt, ist falsch. Alles, woran du dich erinnerst, hat so nicht stattgefunden."
Wie kommt ein Soldat aus dem Krieg in den Frieden? Im Grimmschen Märchen mit der Erkenntnis, nicht mehr gebraucht zu werden. "Lohn erhält nur der, der mir Dienste dafür leistet", lässt der König ihn wissen. So zieht er mittellos in den Wald, dient einer Hexe und bemächtigt sich des mysteriösen blauen Lichts, das beim Anzünden seiner Pfeife ein schwarzes Männchen erscheinen lässt. Das Männchen wird ihm fortan zu Diensten sein. Mit seiner Hilfe wird er die Menschen unterwerfen, bis ihm der König Reich und Tochter überlässt.
Rebekka Kricheldorf lotet das Grimmsche Märchen neu aus. Das schwarze Männchen scheint eine Kopfgeburt des zurückgekehrten Soldaten zu sein. Auch er steht vor dem Nichts und versucht sich zurechtzufinden in einer Gesellschaft, die sich in degenerierter Lust, anbiedernder Geselligkeit und gänzlicher Interesselosigkeit gefällt. So wird es zunehmend einsamer um den Soldaten, der zuletzt mit einem Baseballschläger in die Welt läuft. Seine Welt und Wahrnehmung gerät aus den Fugen.
Was ist Fiktion, was Wirklichkeit? Was war einmal? Und was ist? Rebekka Kricheldorfs Märchen vom blauen Licht fragt nach möglichen Biographien und individuell erlebter Wahrheit. Es war einmal ein Soldat. Es war einmal ein Junge. Es war einmal ein Mensch. Es war einmal ein Täter. Es war einmal ein Irrer. Es war einmal ein Erlöser. Märchen beginnen so und sie enden meist mit dem Satz: "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute." In diesem Märchen – würde es so enden - klingt die versöhnliche Schlussphrase jedoch wie eine Drohung.