Welches waren die GrÃ¼nde fÃ¼r das Scheitern der Justiz im Dritten Reich? Die Literatur zum Thema Â»Justiz und NationalsozialismusÂ« ist kaum noch zu Ã¼berblicken. Selten sind jedoch Darstellungen, die sich auf breites Quellenmaterial stÃ¼tzen. Die vorliegende Untersuchung nimmt sich dieser noch immer bewegenden Frage anhand der Darstellung der Geschichte des Oberlandesgerichts Karlsruhe in der Zeit des Nationalsozialismus an. Dabei geht es einmal um die Stellung des Gerichts zunÃ¤chst unter badischer Justizverwaltung und zum anderen um seine Position nach der Â»Verreichlichung der JustizÂ« als MittelbehÃ¶rde der Reichsjustizverwaltung. Weiter wird die Rechtsprechung des Gerichts in Zivilsachen und in den politisch bedeutsamen Hochverratssachen untersucht, wobei aber der Schwerpunkt - dem TÃ¤tigkeitsfeld des Gerichts entsprechend - auf dem Zivilrecht liegt. Eine Einzelanalyse von Entscheidungen des Erbgesundheitsobergerichts und des Erbhofgerichts erfolgt dagegen nicht. Ausgeklammert bleibt auch die Frage nach individueller Schuld von Beteiligten. Die Arbeit will weder anklagen noch entschuldigen. Ziel ist vielmehr die Darstellung der AblÃ¤ufe, wie sie aus dem Quellenmaterial ersichtlich sind. Grundlage der Untersuchung war die Auswertung der Akten der PrÃ¤sidialabteilung, die im wesentlichen vollstÃ¤ndig Ã¼berliefert sind. Ferner standen dem Verfasser noch etwa 85 % der Zivilurteile (insgesamt etwa 4.200) und etwa 60 Urteile in Hoch- und Landesverratssachen zur VerfÃ¼gung. ErgÃ¤nzt wurden diese BestÃ¤nde durch Akten der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe und Akten der Gauleitung Badens sowie durch Personalakten.

Die Arbeit bietet einen Einblick in den Justizalltag im Dritten Reich, der gekennzeichnet war von Repression, aber auch von dem von der Ã¼berwiegenden Zahl der Richter gezeigten BemÃ¼hen um KonformitÃ¤t - ein Teufelskreis, bei dem jede Anpassung der nÃ¤chsten Repression Vorschub leistete. Deutlich wird so die in den 12 Jahren der Nazidiktatur erfolgte Wandlung der Justiz von einer eigenstÃ¤ndigen Staatsgewalt zu einem ErfÃ¼llungsorgan fremder Interessen.

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