Diese Studie weist nach, dass Nietzsche ein konsistentes und vollständiges Konzept der Ethik entwickelt hat. Es umfasst eine Handlungstheorie, die Bestimmung eines Begriffs des Guten und die Anwendung auf einzelne Verhaltensweisen im Sinne der Kontextgebundenheit praktischer Philosophie. Bei der Rekonstruktion des Verfassers stehen weniger die einzelnen Werke als ihr systematischer Zusammenhang im Zentrum.
Für Nietzsche bleibt Autonomie ohne den Bezug auf ein Handlungsziel im Sinn des Guten unbestimmt. Dass er auf diese Weise eine Position der antiken Ethik aufgreift, zeigt ein Vergleich mit Platon. Gleichzeitig will Nietzsche sich nicht einfach von neuzeitlichen Moralkonzepten abgrenzen. Ihm geht es um eine hermeneutische Reflexion, welchen Sinn moralische Forderungen für das Selbst haben. Im Gegensatz zur aktuellen Debatte um Konzepte ästhetischer Lebenskunst, die sich auf Nietzsche als ihr vermeintliches Vorbild beruft, zeigt die Studie: Nietzsche ist ein genuin ethischer Denker.