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Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.
»Hallo – hoppla, hoppla – hopp…!« schrien die fröhlichen Jungen und drei Paare lange Arme fuchtelten vor Begeisterung in der Luft herum. Die junge, tollkühne Reiterin, die auf der provisorischen Rennbahn dahingaloppierte, winkte ihnen lachend zu. Die drei jungen Grafen Halldin-Langerau boten einen herzerquickenden Anblick. Die Körper, trotz ihrer respektablen Länge geschmeidig und trainiert, blitzblaue Augen unter strohblondem Haarschopf. Neunzehn-, achtzehn- und fünfzehnjährig, befanden sie sich in dem Alter, wo man das weibliche Geschlecht einfach nicht für voll ansieht. Das junge Mädchen kannte seine Eltern nicht. Die Mutter war bei seiner Geburt gestorben und der Vater im Krieg gefallen, als es wenige Wochen alt gewesen. Jedenfalls war Sigrun Ferdinande als zehntägiges Kind nach Langerau gekommen und hatte den Bruder ihres Vaters, Graf Halldin-Langerau, und dessen gütige, seit zwei Jahren verstorbene Gattin immer nur als Eltern betrachtet. War mit den drei Söhnen des Hauses groß geworden als rechte Schwester. Ohne es sich selbst einzugestehen, waren die Brüder stolz auf ihre Nante und hatten sie sehr lieb. Das durfte man ihnen jedoch beileibe nicht sagen, dann wurden sie grob. Augenblicklich glich die Achtzehnjährige einer kühnen Amazone, wie sie da durch die Bahn galoppierte und die Hindernisse, die von den Brüdern nicht halsbrecherisch genug hatten hergerichtet werden können, mit lässiger Eleganz nahm. Dann sprang Nante ihrem Pflegevater entgegen, der sie in seinen Armen auffing und wie eine Feder hochhob. »Na, du Wetterhexchen, was macht die Reiterei?« lachte er in seinem dröhnenden Baß. »Ist fabelhaft auf der Höhe, Papi«, kniff sie ihm vor Begeisterung in die Nase. Der Vater lachte und ließ das Töchterlein behutsam wieder auf die Erde gleiten. »Wißt ihr, Jungens, wer geschrieben hat?«