Die Frage nach dem Wesen des Raumes stellt eine der zentralen ontologischen und erkenntnistheoretischen Herausforderungen dar, die in verschiedenen historischen Kontexten unterschiedliche Deutungen und Modelle hervorgebracht hat. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Untersuchung der Raumproblematik, basierend auf chinesischen philosophischen und kunsttheoretischen Texten aus der Übergangsperiode von der Ming- zur Qing-Dynastie.
Durch die Analyse der Reflexionen von Gelehrten über Kognition, Wirklichkeit und Tradition werden die kulturellen und erkenntnistheoretischen Grundlagen der Raumauffassungen dieser Epoche systematisch rekonstruiert. Diese Herangehensweise ermöglicht es, die in einer Vielzahl von Quellen beschriebenen Raumkonzepte und -erfahrungen sowie die damit verbundenen Begrifflichkeiten in verschiedenen Wissensgebieten - kosmologisch-metaphysischen, bewusstseinstheoretischen und bildgestalterischen - fundiert zu interpretieren.
Die Untersuchung bietet nicht nur eine tiefgehende Kontrastierung der Raumkonzeptualisierungen im Vergleich zum europäischen neuzeitlichen Wissenssystem, sondern knüpft auch an bedeutende Strömungen in der gegenwärtigen Forschung in Philosophie, Soziologie, Anthropologie und Kognitionswissenschaft an. Darüber hinaus etabliert die Arbeit Verbindungen zu nicht-klassischen Raumvorstellungen und assoziierten Kulturtypologien in Europa, wodurch sie einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis interkultureller Perspektiven auf Raum leistet.