Martin Mosebach ist kein Freund kunsttheoretischer Schulen oder einer Ästhetik, die sich am Zeitgeist und den Moden orientiert. Er interessiert sich viel mehr für alte und neue Meister. Für den Augenmenschen Mosebach liegt Kunst auf der Oberfläche. Und deshalb schaut er genau hin. In seinen Essays über lebende und tote Künstler beschreibt er Meisterschaft und Handwerk, Erscheinung und Haptik ihrer Kunst. Elegant streift er durch die europäische Kunstgeschichte und richtet seinen Blick auf Bildhauer und Maler von der Antike zu Marcel Broodthaers, Alfred Hrdlicka und zu den Pin-Up-Zeichnern. Bei Meredith Frampton, dem englischen Porträtmaler und Kunstpragmatiker entdeckt er die Erkenntnis, dass Schönheit aus vollendeter Handwerklichkeit hervorgehen kann: "Ich empfinde beim Anblick der Arbeit eines Dentisten, bei einem gutgearbeiteten Gebiss zum Beispiel, ebenso viel Vergnügen wie beim Anblick eines Gemäldes".
Mosebachs Blick bleibt dabei der eines Schriftstellers: So entstehen um die Kunst herum Erzählungen, die von der Oberfläche abschweifen und wieder zu ihr zurückkehren.